2024-11-30

Paartherapie mit einem Narzissten?

Warum Paartherapie mit einem Partner mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung (NPS) oft nicht hilft und warum jeder in eine narzisstische Partnerschaft geraten kann

Paartherapien sind für viele Paare ein Weg, um die Kommunikation zu verbessern, Konflikte zu lösen und ihre Beziehung zu stärken. Doch was passiert, wenn einer der Partner eine narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) hat? In solchen Fällen kann die Paartherapie häufig nicht den gewünschten Erfolg bringen – und das aus mehreren Gründen. Narzisstische Menschen haben oft Verhaltensweisen, die klassische Therapieansätze erschweren. In diesem Blogartikel gehen wir darauf ein, warum Paartherapien in einer Beziehung mit einem Partner, der an NPS leidet, oft keine nachhaltige Verbesserung bringen und warum wirklich jeder Mensch in eine narzisstische Partnerschaft geraten kann, ohne dies zunächst zu erkennen.

Was ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS)?
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine tiefgreifende psychische Erkrankung, die durch ein übertriebenes Bedürfnis nach Bewunderung, ein mangelndes Einfühlungsvermögen und ein grandioses Selbstbild gekennzeichnet ist. Menschen mit NPS streben ständig nach Anerkennung und Bestätigung und haben oft wenig Interesse an den Gefühlen oder Bedürfnissen ihrer Partner. Sie neigen dazu, ihre eigenen Wünsche und Ansprüche über die ihrer Mitmenschen zu stellen und manipulieren oft die Wahrnehmung ihrer Umgebung, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.

Typische Merkmale einer Person mit NPS sind:

*Ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung und Bestätigung
*Ein grandioses Selbstbild
*Geringe Empathie und mangelndes Einfühlungsvermögen
*Ausbeutung von Beziehungen zu eigenen Vorteilen
*Schwierigkeiten, Kritik zu akzeptieren
*Tendenz, andere zu entwerten und zu kontrollieren

Diese Merkmale machen es schwierig, eine gesunde und gleichwertige Beziehung zu führen. Besonders in einer Paartherapie wird der ungleiche Machtkampf und die fehlende Bereitschaft zur Veränderung zu einem großen Hindernis.

Warum Paartherapie mit einem Partner mit NPS häufig nicht funktioniert

Es gibt mehrere Gründe, warum Paartherapien in einer Beziehung mit einem narzisstischen Partner wenig bis keinen Erfolg haben.

1. Mangelnde Bereitschaft zur Veränderung
Ein zentraler Aspekt der narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist der Mangel an Selbstreflexion. Menschen mit NPS sehen oft keinen Grund, ihr Verhalten zu ändern, da sie sich in ihrer eigenen Wahrnehmung als überlegen und unfehlbar betrachten. In der Paartherapie ist es jedoch notwendig, dass beide Partner bereit sind, Verantwortung für ihre eigenen Fehler zu übernehmen und an sich zu arbeiten. Ein Narzisst hat jedoch keine Einsicht in die Notwendigkeit einer Veränderung. Stattdessen wird der Therapeut in vielen Fällen als Feind betrachtet, der gegen den Narzissten arbeitet, was die Wirksamkeit der Therapie weiter verringert.

2. Manipulation und Gaslighting
Personen mit NPS neigen dazu, die Realität zu verzerren, um sich selbst in einem besseren Licht darzustellen. In der Paartherapie könnte der narzisstische Partner das Gespräch manipulieren, um die Schuld immer auf den anderen zu schieben. Gaslighting – eine Form der psychologischen Manipulation, bei der die Wahrnehmung des anderen in Frage gestellt wird – ist ein häufiges Mittel, das von Narzissten eingesetzt wird. So kann der narzisstische Partner die Realität so lange verändern, bis der andere Partner an seinen eigenen Wahrnehmungen zweifelt. Dies kann den Erfolg der Therapie erheblich behindern, da die Therapie darauf angewiesen ist, dass beide Partner die Wahrheit anerkennen und auf einer gemeinsamen Basis arbeiten.

3. Fehlende Empathie und emotionales Verständnis
Ein weiteres zentrales Merkmal von Menschen mit NPS ist der Mangel an Empathie. Narzissten haben Schwierigkeiten, die Gefühle ihres Partners zu verstehen oder sich in die Perspektive des anderen zu versetzen. In einer Paartherapie ist jedoch die Fähigkeit zur Empathie unerlässlich, um gegenseitige Bedürfnisse und Konflikte zu erkennen und zu adressieren. Der narzisstische Partner wird nicht in der Lage sein, die emotionalen Bedürfnisse seines Partners wirklich zu erfassen, was die Grundlage für eine konstruktive Kommunikation und Problemlösung untergräbt.

4. Manipulation des Therapeuten und des Gesprächsverlaufs
Da Narzissten häufig die Kontrolle über Situationen übernehmen möchten, kann es vorkommen, dass sie in der Paartherapie versuchen, den Therapeuten zu manipulieren. Sie könnten versuchen, sich als Opfer darzustellen oder den Partner in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen. Dies führt dazu, dass der Therapeut möglicherweise die falsche Diagnose stellt oder die Beziehung von einem falschen Standpunkt aus betrachtet. Statt als neutraler Vermittler wahrgenommen zu werden, kann der Therapeut zum Ziel von Manipulationen werden.

5. Ein ungleiches Machtverhältnis
In vielen Beziehungen, in denen ein Partner NPS hat, gibt es ein starkes Machtungleichgewicht. Der narzisstische Partner wird versuchen, Kontrolle zu übernehmen und den anderen Partner zu entwerten. Das führt zu einem ungleichen Gesprächsverlauf, bei dem der narzisstische Partner dominieren kann und der andere Partner seine Stimme verliert. In der Paartherapie kann dies dazu führen, dass der narzisstische Partner alle Gespräche übernimmt und der Partner mit den „gesunden“ Gefühlen das Gefühl hat, immer unterlegen zu sein.

Warum jeder Mensch in eine narzisstische Partnerschaft geraten kann

Es ist wichtig zu verstehen, dass niemand absichtlich in eine Beziehung mit einem Narzissten gerät. Narzisstisches Verhalten kann in der Anfangsphase einer Beziehung oft verborgen bleiben, was es schwierig macht, die wahre Natur des Partners zu erkennen. Viele Menschen, die mit einem Narzissten zusammen sind, erleben die ersten Phasen der Beziehung als sehr idealisiert – das sogenannte „Love Bombing“. In dieser Phase fühlt sich der Partner besonders geliebt und wertgeschätzt, da der Narzisst übermäßige Zuneigung zeigt, um das Vertrauen zu gewinnen und das Gegenüber emotional zu binden.

Doch sobald der Narzisst die Kontrolle erlangt hat, verändert sich das Verhalten schnell. Der Partner beginnt, emotionale Manipulationen und Kontrolle zu erfahren, was zu Verwirrung und Selbstzweifeln führt. Das Fehlen von Empathie und die wiederholte Abwertung lassen den Partner glauben, dass die Probleme in der Beziehung bei ihm selbst liegen.

Es gibt mehrere Gründe, warum auch Menschen, die emotional stabil und selbstbewusst sind, in eine narzisstische Beziehung geraten können:

Mangelnde Erfahrung mit Narzissmus: Viele Menschen erkennen die frühen Warnzeichen für narzisstisches Verhalten nicht, besonders wenn der Narzisst zu Beginn charmant und fürsorglich ist.
Glaube an Veränderung: Viele Menschen hoffen, dass sich ihr Partner ändern wird, besonders wenn dieser in der Anfangsphase der Beziehung viele Versprechungen macht oder Reue zeigt.
Mangel an Unterstützung: Isolation von Freunden und Familie kann dazu führen, dass die Anzeichen für toxisches Verhalten übersehen oder ignoriert werden.

Was tun, wenn Paartherapie mit einem Narzissten nicht hilft?

Es gibt mehrere Schritte, die Menschen in einer Beziehung mit einem Narzissten unternehmen können, wenn die Paartherapie keine Wirkung zeigt:

Setze klare Grenzen: Es ist wichtig, eigene Grenzen zu setzen und diese konsequent durchzusetzen.
Suche individuelle Therapie: Eine Einzeltherapie kann helfen, die eigene Wahrnehmung zu klären und emotionale Unterstützung zu erhalten.
Ziehe einen Schlussstrich: Wenn der Missbrauch oder die Manipulation zu stark wird, kann es der einzige Ausweg sein, sich von der Beziehung zu lösen.

Paartherapie kann mit einem Partner, der an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidet, oft wenig Erfolg haben. Das liegt an der fehlenden Bereitschaft zur Veränderung, der Manipulation und dem Mangel an Empathie, die typische Merkmale der NPS sind. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass jeder Mensch in eine narzisstische Partnerschaft geraten kann. Die Anzeichen für Narzissmus sind nicht immer sofort erkennbar, und es dauert oft Jahre, bis die Manipulationen und Missbräuche sichtbar werden. Wer sich in einer solchen Beziehung befindet, sollte Unterstützung suchen, Grenzen setzen und gegebenenfalls eine Trennung in Betracht ziehen, um sich selbst zu schützen.

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